Was tun gegen das Vermissen?

Jemanden oder etwas zu vermissen ist eines der schmerzlichsten Gefühle, die ich kenne. Es ist mehr, als einfach nur ein Erinnern – es ist ein körperliches Gefühl, das wir gar nicht so genau beschreiben können.

Wenn wir uns von etwas oder jemanden trennen, das uns nicht gut tat, können wir dennoch genau das vermissen. Es mag zunächst wie ein Paradox klingen: „Warum vermisse ich es, wenn es mir doch nicht gut tat?!“. Aber unser Körper ist nicht rational, sondern emotional, so dass es passieren kann, dass wir einen Vermissungsschmerz verspüren.
Heute öffne ich meine ganz persönliche Schatzkiste, wie ich damit umgehe, wenn ich jemanden oder etwas vermisse.

Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen oder Momente zu vermissen. Sei es, dass eine Person verstorben oder umgezogen ist, sich von uns getrennt hat oder wir einfach räumlich getrennt sind. Wenn meine Verlobte bei einem Seminar ist, dann spüre es das körperlich. Und tatsächlich ist es ein Entzug: wenn wir mit jemanden verbunden sind, dann schütten wir Glückshormone aus. Bildet sich nun eine räumliche Distanz, dann entziehen wir unserem Körper diese Hormone.

Heute möchte ich mir dir aber darüber quatschen, wie es ist, wenn wir uns selbst von etwas trennen, das uns nicht gut tut und es dann vermissen.

Ich habe einige Zeit für ein junges Franchise-Unternehmen gearbeitet. Dabei habe ich die Menschen darin unterstützt, glücklich in ihrem Wirken zu sein, zu schauen, wie sie ihren Arbeitsablauf so gestalten können, dass sie ihre persönlichen Bedürfnisse und die der Kund:innen zusammenbringen können. Wie sieht die Kommunikation aus? Welche technischen Möglichkeiten gibt es? Wie sieht the new work aus?
Während ich anderen half, glücklich zu sein (dabei ist die Definition von „Glück“ sehr individuell), erlebte ich für mich eine neue Art von Leben: einerseits war ich voll in meinem Element. Ich gab sogar Yoga- und Bewegungsworkshops, reiste mit meiner Hunde-Granny Emma und meinem selbst umgebauten Mini-Camper zwischen dem Ruhrgebiet und Berlin hin und her und fühlte mich frei, selbstbestimmt und lebendig. Zugleich gab es da einen wichtigen Aspekt, der schließlich mit daran beteiligt war, dass ich in einen Nervenzusammenbruch rasselte: ich zahlte letztlich drauf, Abmachungen wurden nicht eingehalten, oft arbeitet ich bis tief in die Nacht und dann wieder früh morgens, ich hatte stets Angst um meinen Job, wenn „ich nicht funktionierte“ – es gab mehr Druck und Drohungen, als Momente der Entspannung und der Freude.

Also entschloss ich mich zu gehen.
In den letzten Tagen vermisse ich diese Zeit – aber Moment: vermisse ich diese Zeit oder etwas aus der Zeit?

Genau das habe ich in den letzten Jahren reflektiert und kann dir 4 wichtige Tipps mitgeben, die du gegen das Vermissen tun kannst oder wie du mit dem Vermissen umgehen kannst.

  1. Was genau vermisst du? Das ist die wichtigste Frage daran. Wenn du sagst „ich vermisse die Zeit in meinem alten Job“, obwohl du gekündigt hast und es dir jetzt besser geht, darfst du dich fragen: was genau vermisse ich? Ist es ein bestimmter Kollege? Eine Kollegin? Die lustige Zeit in der Kantine? Ist es das Radiohören auf der Hinfahrt oder die Kundin, mit der du so gut zusammengearbeitet hast, dass du selbst ganz erfüllt warst? War es ein bestimmtes Ritual? Ein Lebensgefühl, das du damit verbindest?
  2. Definiere deine Bedürfnisse und gehe ihnen nach. Wenn du weißt, was genau du vermisst, dann kannst du es auch wieder erfüllen. Ruf die Kollegin an, mit der du dich so gut verstanden hast, etabliere die Radiozeit, reflektiere, ob dich das, was du jetzt tust, erfüllt oder wie du es erfüllender gestalten kannst.
  3. Trauere um das, was fort ist. Ich war sehr stolz auf mich, als ich diesen Job aufgab. Auch wenn es mir heute sehr weh tut. Mir tut es um das Lebensgefühl weh, denn: das Auto ist verkauft und meine Hündin verstarb; ich musste den Kontakt zu vielen Menschen aus der Zeit abbrechen und war seitdem nie wieder in Berlin. Darum trauere ich. Denn es gibt Dinge, Momente und Erfahrungen, die können wir nur in diesem Kontext erleben. Und wir dürfen darum trauern. Auch wenn wir wissen, dass es gut ist, dass es vorbei ist. Trauer ist ein vielfältiges Gefühl; darin kann Wut, Verzweiflung, Fassungslosigkeit, Ungerechtigkeit liegen, aber auch Dankbarkeit, Motivation und Inspiration.
  4. Erlaube dir, zu fühlen. Oft machen wir den fatalen Fehler, zurückzugehen, wenn wir etwas toxisches Vermissen. Ich habe oft an Menschen gehangen, die absolut schlecht für mein Selbstwertgefühl waren. Für meine mentale Gesundheit. Ich bin buchstäblich zurückgegangen, wenn ich Angst hatte vor dem Alleinsein, davor, wie ich es ohne sie schaffen könnte. Ich möchte dich dazu ermutigen, das nicht zu tun und stattdessen zu fühlen, was auch immer da ist. Dir zu erlauben, zu vermissen und zu erlauben, dass du grad nicht differenzieren kannst, was für dich gut und was schlecht ist. Wenn wir es fühlen und im besten Falle in Bewegung bringen, wie im body temple dance, dann erlauben wir diesem Teil, diesem Gefühl, durch uns hindurch zu fließen und schließlich zu heilen.

Und der letzte wichtige Aspekt: wenn du vermissen spürst, dann bedeutet das, dass da ein Raum frei geworden ist. Wenn ich meine Verlobte vermisse, dann fülle ich den Raum nicht, sondern erlebe ein Feuerwerk der Freude, wenn wir uns wiedersehen. Wenn ich aber eine „alte Zeit“ vermisse, dann erlebe ich diesen freien Raum und erlaube (dem Universum, Schicksal, meiner Schaffenskraft, meinen Visionen) diesen Raum wieder zu füllen. Mit neuen Projekten, Träumen, Lebensrealitäten.
In einem Theaterstück, das ich mal begleitet habe, hieß es „Wir sehnen uns nach dem, was wir zurückgelassen haben und träumen uns nach vor.“ (Harper Pitt, Angels in America)
Und in dem Jetzt dürfen wir gestalten.
Wenn du Lust hast, neu zu gestalten, aber noch vermisst und nicht genau weißt, was du denn gestalten willst, dann lass uns quatschen! Klicke HIER dafür.

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