Judith Binias

happy healthy habits

Dass Musik einen Einfluss auf unsere Stimmung hat, ist nichts neues. Wenn wir zufällig einen Song hören, der uns gefällt, bewegt sich sofort etwas in uns. Beim Autofahren klopfen wir den Takt auf dem Lenkrad oder singen direkt lauthals mit, hören wir auf der Straße Musik, verändert sich unser Gang, er wird leichter, taktvoller oder kräftiger. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein: waren wir in dem einen Moment noch happy und hören melancholische Musik, können wir leicht mit den Gedanken abrutschen und selber in düstere Gefühle gleiten. Aber wie alles in Leben brauchen wir beide Seiten der Gefühls- und Musikwelt, wenn wir heilen wollen.

Wie Musik unser Gehirn beeinflusst

Wenn wir Musik hören, bewusst oder unbewusst, ist weitaus mehr als nur unser Gehör beteiligt. Zunächst muss der Schall natürlich über den Hörnerv im Innenohr an den Hirnstamm weitergeleitet werden, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Dann aber sind direkt mehrere Areale angesprochen. Das sogenannte Broca-Areal, ein Sprachzentrum, der auditorische Bereich natürlich, aber auch Areale für die visuelle Verarbeitung werden angesprochen. Das erklärt, warum viele von uns bestimmte Momente, Situationen, Menschen oder Filmszenen sehen, wenn wir Musik hören.

Aber auch unser Emotionszentrum wird stimuliert. Neben den assoziativen Gefühlen werden auch reale Empfindungen ausgelöst, weil Glückshormone ausgeschüttet werden.

Glückshormone und der Stressabbau

Hormone können maßgeblich dafür verantwortlich sein, wie wir uns fühlen. Endorphine sind solche Glückshormone, die ausgeschüttet werden, wenn wir essen, Sex haben, gewisse Dogen nehmen oder eben Musik hören. Wird unser Körper von ihnen geflutet, spüren wir förmlich, wie wir uns motivierter, zufriedener, irgendwie bereiter fühlen – bereit, aktiv zu sein und offen für das, was sich uns bietet. Gleichzeitig wird beim Musikhören die Ausschüttung von Cortisol, ein Stresshormon, gehemmt. Wenn wir gehetzt sind, uns überlastet fühlen oder unter Druck stehen, setzt der Körper Cortisol frei, das für Stoffwechselvorgänge zuständig ist, die Energie frei setzen. Denn Stress bedeutet für unseren Körper „fight or flight“, also „kämpfe oder fliehe“. Für beides braucht unser Körper Energie. Hören wir aber Musik, wird dieses Hormon reduziert. Schließlich müssen wir nicht wegrennen oder kämpfen.

Und dann gibt es noch Dopamin. Dopamin sorgt dafür, dass wir uns motiviert fühlen und ist bei dem Prinzip der „Belohnung“ beteiligt. Wenn wir beispielsweise gelobt werden, schütten wir Dopamin aus.

Ähnlich wirkt auch Oxytocin, ein Bindungshormon, das wir beim Küssen, Sex, Kuscheln und beim Musikhören ausschütten. Wir spüren Sympathie und fühlen uns wohl.

Ganz besonders können wir diesen Effekt spüren, wenn wir mit anderen zusammen musizieren. Da sich mein musikalisches Talent auf das Spielen der Triangel beschränkt, kann ich das leider nicht aus eigener Erfahrung sagen. Allerdings ist auch beim gemeinsamen Tanzen so. Der enge Kontakt und die Musik fühlen dazu, dass ganze Hormonfluten in unserem Körper ausgeschüttet werden und wir uns einfach gut fühlen.

Musik gegen Depressionen und andere Dämonen

Lass uns kurz festhalten, dass es einen Unterschied zwischen einer klinischen, also chronischen Depression und der sogenannten „depressiven Verstimmung“. Wir verwenden viel zu häufig das Wort „Depression“ oder den Ausdruck „das deprimiert mich“ und verwaschen damit die Bedeutung dieser furchtbaren Krankheit. 

Bei einer klinischen Depression ist man außerstande etwas anderes als Verzweiflung zu spüren. Mittlerweile gibt es viele Studien, wie solche chronischen Depressionen reduziert oder sogar heilt werden können. Forscher der Queen´s University, Belfast und des Northern Ireland Music Therapie Trust konnten in einer Studie nachweisen, dass eine Musiktherapie, ergänzend zur klassischen Therapie, enorme positive Effekte hat.

Auch bei Angststörungen und Nervosität konnte mittlerweile festgestellt werden, dass Musik die Herzfrequenz beeinflusst und deswegen bei akuten und auch chronischen Zuständen unterstützend wirken kann. Hören wir beispielsweise klassische Musik, sinkt unser Herzschlag, sodass unserem Körper signalisiert wird: alles gut, ist nur Mozart. Es sei denn, du findest klassische Musik einfach kacke. Dann macht dich das Hören vermutlich eher aggressiv und du könntest eine Runde Metal vertragen. Hier kann unser Körper Druck ablassen. Auch solche Musik ist wichtig für uns. Wenn wir bewusst traurige oder aggressive Musik hören, können wir uns selber dabei helfen, Gefühle auszudrücken, die wir bisher verdrängt haben. Die Musik wirkt dann wie ein Transportmittel.

Lass mal kitschig sein

Heute morgen, ich übte mich wieder darin, barfuß durch den Schnee zu gehen (warum ich das tue, kannst du im nächsten Artikel lesen), bekam ich Lust auf etwas Theatralik. Ich hörte also dabei „Let it go“ aus dem Disney-Film „Frozen“. Danach habe ich mir direkt noch weitere solcher Ohrwürmer in meine Playlist gepackt und meinen eigenen Soundtrack gestaltet. Zugegeben, absolut kitschig. Aber genau das brauchte ich heute. Ein wenig Selbstironie. Etwas Rampenlicht. Ein bisschen kindisches Getanze und das Gefühl, eine Disney-Prinzessin zu sein. Und mir persönlich hilft solche Musik direkt gegen eine Enge im Brustkorb. Allein das Hören solcher Musik, bei der die Sänger*Innen aus voller Kehle sportsingen, öffnet bei mir die Lungen bis in die kleinsten Kapillarbläschen. 

Und ein weiterer positiver Effekt: mein Gehirn springt voll drauf an.

Angst und depressive Stimmung kommt häufig von unseren eigenen Gedanken. Unser Mind kaut Probleme durch, baut sich welche, wo keine sind oder kann einfach nicht anders, als sich Sorgen zu machen. Besonders Zukunftsängste machen uns zu schaffen. „Was soll ich tun?“, „Wie soll ich mich entscheiden?!“, „Was ist der richtige Weg?“, „Wie kann ich es vermeiden, dass ich etwas bereue?“ – Let it go, let it gooo. Lass es los. Die Buddhisten sagen: lass den Gedanken fallen. Natürlichen müssen wir uns über bestimmte Dinge unsere Gedanken machen. Besonders, wenn es uns nicht gut damit geht. Aber meistens kennen wir die Antwort schon lange und sind einfach noch nicht bereit dazu, diesen Schritt zu gehen oder aber wir haben tatsächlich keinen Plan, wo es nun lang gehen soll, aber dann macht es das Grübeln auch nicht besser.

Gönn dir diese Auszeit und lass mal los. 

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