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Sekundäre Pflanzenstoffe erklärt: Wirkung, Tipps & Tabelle 

Lesedauer 6 Minuten

Sekundäre Pflanzenstoffe sind kleine, unscheinbare Heldinnen in unserer Ernährung. Sie kommen in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Kräutern vor und haben erstaunliche Effekte auf unsere Gesundheit. Beispielsweise sind die leuchtenden Farben von Beeren und die intensiven Aromen von Kräutern das Ergebnis sekundärer Pflanzenstoffe. Wusstest du, dass sie sozusagen die Wirk- und Kommunikationsstoffe der Pflanzen sind?
Doch was genau bewirken sie m menschlichen Körper? Wie stärken sie unser Immunsystem? Und wie können wir sie am besten in unseren Alltag integrieren? In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige – inklusive praktischer Tipps und einer hilfreichen Tabelle zum Download als PDF.

Was sind sekundäre Pflanzenstoffe?

Sekundäre Pflanzenstoffe sind bioaktive Verbindungen, die Pflanzen vor Schädlingen, UV-Strahlung und Krankheiten schützen. Außerdem locken sie Insekten an und sind so nicht nur Abwehr, sondern auch Kommunikationsmittel. Der Moment, in dem du das schmackhafte Blau der Wildheidelbeeren siehst, ist der, in dem bereits die Flavonoide ihre Arbeit tun: das Blau wirkt anziehend auf uns.
Für uns Menschen sind sie zwar nicht lebensnotwendig wie die Makronährstoffe Kohlenhydrate, Fette und Proteine oder Vitamine und Mineralstoffe, doch sie tragen maßgeblich zu unserer Gesundheit bei. Sie sind ein sehr gutes Beispiel dafür, dass etwas kein Muss ist und uns dennoch enorm unterstützen kann.
Unser Körper ist ein wahrer Alchimist: er kann unfassbar viele Verbindungen aus dem, was wir essen, herstellen. Leichter fällt es ihm allerdings, wenn er nicht alles selbst machen muss und zusätzlichen Support bekommt. Die sekundären Pflanzenstoffe.

Beeren sind voller sekundärer Pflanzenstoffe
Photo by Angele J


Über 100.000 verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe sind bekannt, die in Kategorien wie Flavonoide, Carotinoide oder Polyphenole unterteilt werden. Außerdem gibt es noch Glucosinolate und Saponine:

  • Carotinoide sind natürliche Farbstoffe, die vor allem in gelben, roten und orangefarbenen Obst- und Gemüsesorten vorkommen, wie zum Beispiel Karotten, Paprika, Tomaten, Mais, Spinat, Grünkohl, Kürbis, Aprikosen, Grapefruit und Melonen.
  • Flavonoide finden sich in Lebensmitteln mit hellgelben, roten, blauen und violetten Farben, darunter Äpfel, Birnen, Beeren, Trauben, Zwiebeln, Sellerie, Grünkohl sowie in Grün- und Schwarztee.
  • Monoterpene, die für das charakteristische Aroma vieler Kräuter und Gewürze verantwortlich sind, finden sich unter anderem in Minze, Kümmel, Zitrusfrüchten und dem Ingwer.
  • Phenolsäuren sind in Lebensmitteln wie Kaffee, Tee, Weißwein, Vollkornprodukten und Nüssen zu finden.
  • Glucosinolate kommen vor allem in scharfen Gemüsesorten wie Rettich, Radieschen, Kresse und Senf vor und sind auch in nahezu allen Kohlsorten enthalten.
  • Sulfide sind für den typischen Duft und Geschmack von Zwiebeln, Lauch, Knoblauch, Schnittlauch und ebenso in Kohlworten verantwortlich.
  • Phytoöstrogene, die in ihrer Struktur dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen ähneln, kommen vor allem inSojabohnen und Ölsaaten wie Leinsamen vor.
  • Phytosterine ähneln in ihrer Struktur dem Cholesterin und sind in Nüssen, Samen, Kernen und Hülsenfrüchten enthalten.
  • Saponine wirken als Bitterstoffe und sind vor allem in Hülsenfrüchten, Soja, Spargel, Hafer und Süßholzwurzel zu finden.

Diese Vielfalt zeigt, dass sekundäre Pflanzenstoffe eine beeindruckende Anzahl von an Wirkungen und Einsatzmöglichkeiten haben. Warum sollten wir sie also nicht nutzen. Bevor du nun Schweißperlen auf der Stirn bekommst und dich fragst, wie du all diese wundervollen Helferlein in deinen Alltag einbauen sollst, lies weiter!

sekundäre Pflanzenstoffe stärken dein Immunsystem
Photo by Nataliya Vaitkevich

Antioxidantien: die Schutzschilde in unserem Körper

Du hast sicher schonmal davon gehört, dass viele sekundären Pflanzenstoffen eine „antioxidative“ Wirkung nachgesagt wird. Lass uns einmal eintauchen, was genau diese “Oxidation” ist, warum sie schädlich ist und wie uns verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe durch ihre Antioxidantien helfen können.
Oxidation in Zellen ist ein natürlicher Prozess, bei dem Moleküle in der Zelle mit Sauerstoff reagieren. Dabei entstehen sogenannte „freie Radikale“, die sehr reaktionsfreudig sind. Diese freien Radikale können andere Zellstrukturen angreifen, was zu Schäden führen kann.

Ein gutes Beispiel für schädliche Oxidation im Alltag ist der Rost an Eisen oder Stahl. Wenn Eisen mit Sauerstoff und Wasser in der Luft reagiert, entsteht Eisenoxid, also Rost. Der Rost schädigt das Material, indem es es schwächt und schließlich zerstört. Auch hier handelt es sich um eine Oxidation, bei der der Sauerstoff mit dem Eisen reagiert und dabei eine Veränderung des Materials bewirkt.

Übertragen auf den menschlichen Körper funktioniert es ähnlich: Wenn freie Radikale (sehr reaktive Sauerstoffmoleküle) mit Zellen oder Gewebe reagieren, kann dies zu Schäden führen, ähnlich wie der Rost auf Eisen. Diese Schäden können die Zellen schwächen und sind mit verschiedenen Gesundheitsproblemen, wie z. B. Entzündungen oder sogar chronischen Krankheiten, verbunden. 

Antioxidantien sind Substanzen, die dem entgegenwirken. Sie „fangen“ die freien Radikale ein und verhindern, dass diese Zellen schädigen. Man kann sich Antioxidantien wie kleine Schutzschildchen vorstellen, die die Zellen vor den Angriffen der freien Radikale bewahren. Und hier geschieht jetzt richtige Magie: die Antioxidantien geben dem freien Radikalen ein Elektron und neutralisieren sie auf diese Weise, ohne dabei selbst instabil zu werden.

Exkurs:

Freie Radikale sind sehr instabile Moleküle, weil sie ein ungepaartes Elektron haben. Elektronen sind normalerweise in Paaren in den Atomen gebunden, und diese Instabilität macht freie Radikale extrem reaktionsfreudig. Sie suchen ständig nach anderen Molekülen, mit denen sie sich das fehlende Elektron „nehmen“ können, um wieder stabil zu werden.

Wenn ein freies Radikal mit einer Zelle in Kontakt kommt, kann es das Elektron von einem Molekül in der Zelle „stehlen“, was zu oxidativem Stress führt. Dieser Prozess kann Zellstrukturen wie Lipide (Fette), Proteine und sogar DNA schädigen. Die Schäden an der DNA können langfristig zu Mutationen führen, was in extremen Fällen zu Krankheiten wie Krebs führen kann.

Antioxidantien verhindern diese Schäden, indem sie dem freien Radikal ein Elektron zur Verfügung stellen, ohne selbst instabil zu werden. Auf diese Weise wird das freie Radikal neutralisiert und kann keine Zellstrukturen mehr schädigen.

Kurz gesagt: Oxidation ist der Prozess, bei dem schädliche freie Radikale entstehen, und Antioxidantien helfen, diese zu neutralisieren, um Zellschäden zu verhindern.

Wirkung sekundärer Pflanzenstoffe auf das Immunsystem

Sekundäre Pflanzenstoffe können durch unter anderen durch diese Fähigkeit das Immunsystem auf vielfältige Weise unterstützen. Zahlreiche Studien belegen ihre positiven Effekte. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020 zeigt beispielsweise, dass sekundäre Pflanzenstoffe durch ihre antioxidative Wirkung maßgeblich zur Reduktion von Entzündungen beitragen und das Immunsystem stärken.

Und auch die Studie von Heiner Boing et.al.  ist spannend: sie zeigt, dass eine pflanzenbasierte Ernährung und damit eine Aufnahme von vielen unterschiedlichen sekundären Pflanzenstoffen helfen kann, chronische Erkrankungen zu verhindern.

  1. Antioxidative Wirkung: Sie bekämpfen freie Radikale und reduzieren oxidativen Stress. Beispielsweise enthalten Beeren wie Heidelbeeren und Brombeeren besonders viele Anthocyane, die starke Antioxidantien sind.
  2. Entzündungshemmend: Bestimmte Pflanzenstoffe wie Curcumin in Kurkuma haben nachweislich entzündungshemmende Eigenschaften.
  3. Antivirale Eigenschaften: Flavonoide in grünem Tee können die Vermehrung von Viren hemmen und so die Infektabwehr stärken.
  4. Regulierung des Darmmikrobioms: Viele sekundäre Pflanzenstoffe, besonders aus ballaststoffreichem Gemüse wie Brokkoli und Grünkohl, fördern eine gesunde Darmflora.
  5. Stärkung der Immunzellen: Bestimmte Polyphenole unterstützen die Aktivität von Immunzellen und verbessern deren Abwehrmechanismen.
  6. Unterstützung der Schleimhäute: Carotinoide, beispielsweise aus Karotten, helfen, die Schleimhäute zu schützen und die erste Abwehrlinie des Körpers zu stärken.
  7. Hemmung von Entzündungsprozessen: Saponine aus Hülsenfrüchten können entzündliche Prozesse regulieren und abschwächen.

Einfache Tipps zur Integration sekundärer Pflanzenstoffe in den Alltag

Das war jetzt ganz schön viel Bio-Chemie! Aber es ist einfacher, als du denkst, diese Powerstoffe in deine Ernährung zu integrieren.

Hier sind einige praktische Tipps:

  • Bunt essen: Je bunter der Teller, desto vielfältiger die sekundären Pflanzenstoffe. “Eat The Rainbow” hilft, verschiedene Stoffe abzudecken.
  • Frische Kräuter verwenden: Petersilie, Basilikum, Koriander und Dill sind reich an diesen wertvollen Stoffen. Du kannst sie einfach auf der Fensterbank ziehen und deine Mahlzeiten damit aufpeppen.
  • Tee trinken: Grüner Tee, Rooibos und Kräutertees sind hervorragende Quellen für sekundäre Pflanzenstoffe. Wichtig: trinke keinen grünen Tee zum Essen, denn der hemmt wiederum die Aufnahme von verschiedenen Nährstoffen.
  • Hülsenfrüchte genießen: Linsen, Bohnen und Kichererbsen liefern viele sekundäre Pflanzenstoffe. Tofu und Tempeh sind außerdem wertvolle Lieferanten für Proteine.
  • Gewürze einsetzen: Kurkuma, Ingwer und Kreuzkümmel sind echte Powerpakete. Probiere dich mal aus!
  • Rohkost integrieren: Viele sekundäre Pflanzenstoffe sind hitzeempfindlich und bleiben roh besser erhalten. Du kannst dir einen bunten Teller schnibbeln und Hummus dazu essen. Diese Kombi hat auch den Vorteil, dass die Vitamine leichter für den Körper verwertbar sind.
  • Smoothies zubereiten: Grüne Smoothies mit Spinat, Grünkohl und Früchten liefern sekundäre Pflanzenstoffe in konzentrierter Form. Du kannst dabei auch auf Pulver zurückgreifen.
  • Fermentierte Lebensmittel genießen: Sauerkraut und Kimchi enthalten nicht nur Probiotika, sondern auch sekundäre Pflanzenstoffe. Wasserkefir ist ganz leicht selbst gemacht und auch Kombucha ist kein Hexenwerk. Außerdem unterstützen sie ganz wundervoll dein Darmmikrobiom.

Tabelle: Die besten Quellen für sekundäre Pflanzenstoffe

In dieser Tabelle findest du eine Übersicht der besten Lebensmittel und ihrer sekundären Pflanzenstoffe. Lade sie dir ganz einfach als PDF herunter und habe die wichtigsten Infos immer griffbereit.

Lebensmittel und ihre sekundären Pflanzenstoffe:

[Jetzt die Tabelle als PDF herunterladen]


Fazit

Sekundäre Pflanzenstoffe sind wahre Alltagsheldinnen und ein entscheidender Bonus für deinen Körper. Ihre antioxidative, entzündungshemmende und antivirale Wirkung macht sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil unserer Ernährung. Mit einfachen Tipps und abwechslungsreicher Ernährung kannst du sie ganz leicht in deinen Alltag integrieren. Lade dir jetzt die Tabelle als PDF herunter und starte direkt durch!

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