Deine Trauer verkörpern: die 4 wichtigen Ebenen

Lesedauer 4 Minuten

cw: Verlust, Tod, Krebs

Wenn ein geliebtes Wesen stirbt, fühlt es sich für mich verwirrend an: die Welt dreht sich weiter und doch hat sich etwas maßgeblich verändert.
Vor 6 Wochen musste ich meine Hündin verabschieden. Ich hatte mich lange auf den Moment vorbereiten können und dennoch spüre ich, wie sich die Energie um mich herum verändert hat.
Vor einer Woche dann verstarb mein Papa an Krebs. Der Tod tanzt nah und sie tanzt wild und zart zugleich. Denn nur wenige Tage nach dem Tod meines Papas verabschiedeten wir ein weiteres geliebtes Wesen. Viel Zeit zum Luft holen bliebt in diesem Tanz nicht.

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da hätte mich auch nur einer dieser Verluste alle Kräfte gekostet. Vermutlich hätte ich an meinem Körper Raubbau betrieben, um die Zeit zu überstehen. Hätte mich auf diese Weise abgelenkt und intensive Gefühle ignoriert.
Das eigene Körperwesen bewusst oder unbewusst zu benutzen, um mit Gefühlen klarzukommen, ist völlig normal. Denn besonders intensive Gefühle haben eine direkte Auswirkung auf unseren Körper. Bei Trauer spüre ich beispielsweise, dass meine Atmung flach wird, mein Magen zieht sich zusammen und wird flau. Nachts presse ich mit den Zähnen und knabbere so an alten Konflikten oder Gefühlen, mit denen ich noch im Prozess bin.
Den Körper als Möglichkeit der Verarbeitung zu nutzen, ist also naheliegend. Aber viel liebevoller wäre es, MIT dem Körper und all seinen Signalen und Wundern zu heilen und die Gefühle zu integrieren.

Heute kann ich in diese achtsamen und bewussten Prozesse gehen. Ich kann die Zeit der Trauer bewusst wahrnehmen und möchte mit Dir meine Self Care Tipps teilen, die mir helfen, die Trauer zu verkörpern, zu integrieren und Wunden zu heilen.
Dabei möchte ich Dir eine Inspiration geben, wie Du Dich in 4 wichtigen Bereichen Dir zugewandt um Dich kümmern kannst. Dem körperlichen, den emotionalen, den geistigen und den spirituellen Bereich.
Denn: Trauer ist ein Prozess. Und Selbstfürsorge hilft Dir, diesen Prozess nachhaltig zu begleiten und die tiefe Veränderung, die in Dir stattfinden kann, heilsam zu gestalten.
Während dieser Selbstfürsorge wirst Du vielleicht eine ganz besondere Veränderung wahrnehmen: Dein well-being ist nicht mehr von Deiner Außenwelt abhängig. Und Trauer zu bewältigen scheint mir eine der Königinnenklassen zu sein, denn manchmal wirkt sie auf uns und unser System überwältigend und übermächtig. Findest Du stattdessen Deine eigene Art der Trauer, nährst Du Dich auf tiefer Ebene

Self Care Tipps in Zeiten von Trauer

Deinen Körper nähren

Ich spüre Trauer als erstes in meinem Körperwesen. Wie oben beschrieben macht sich mein System auf diese Weise bemerkbar und signalisiert: hier möchte etwas angesehen werden.
Eine liebevolle Selbstfürsorge ist stets wichtig; in turbulenten Zeiten umso wichtiger, ist unser Körper doch unser Zuhause, in dem wir leben.

> gib Deinem Körper Raum. Das bedeutet für mich: ich trauere nicht mehr in Stille, sondern wild und laut. Ich lamentiere, lasse Tränen und Rotz laufen. Wenn mir die Worte wegbrechen, dann gebe ich den Lauten Raum, die da sein wollen. Das mag vielleicht zunächst ungewohnt sein, haben wir doch gelernt, in Stille zu gedenken… Aber auf diese Weise befreist Du die Trauer aus Deiner Kehle und Deinen Tiefen.
> trinke viel Wasser. Mit jedem Schluck darfst Du Deinem Körper signalisieren: Du bist lebhaft.
> ruhe Dich aus. Vielleicht bist Du rastlos und Deine Gedanken und Gefühle rumoren. Spaziergänge in der stillen Natur können Dir helfen, zur Ruhe zu kommen. Mir helfen außerdem auch CBD Tropfen und Lavendeltee, um meinen Körper in der Entspannung zu unterstützen.

Deine Gefühle nähren


> Berührungen helfen nachweislich unseren Weg der Heilung zu unterstützen. Dabei können es schützende Umarmungen sein, Arm in Arm mit Deiner Nachbarin spazieren gehen, Dich bei Deiner Partnerin, Deinem Partner einschmusen oder auch eine Massage Session sein.
> Musik. Vielleicht kannst Du Musik selbst kreieren oder sie hören. Sie kann Dir helfen, Deinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
> male eine Grief-Map. Dazu zeichnest Du einen Kreis auf ein Blatt Papier und schreibst „Trauer“ in ihn hinein. Vor dort aus ziehst Du Linien zu weiteren Kreisen, in die Du weitere Gefühle schreibst. Beispielsweise „Wut“. Schreibe daneben, warum Du wütend bist. Diese Grief-Map muss nicht schön aussehen. Sie darf authentisch sein. Wenn Du fertig bist, beschreibe sie einem Menschen, dem Du vertraust. Auf diese Weise kannst Du mit Deinen Gefühlen in Prozess gehen.

Deine geistige Ebene wahrnehmen

Unser Verstand mag bei der Trauer einen besonderen Stellenwert haben. Wir haben vielleicht das Gefühl, „es nicht fassen zu können.“. Unser Verstand braucht einen Moment, um zu begreifen. Als meine Mutter 2013 starb, hatte ich sie zuvor ein Jahr lang gepflegt. Nach ihrem Tod wusste ich überhaupt nicht, wohin mit mir. Mein Verstand musste nicht mehr darüber nachdenken, was sie wohl braucht, woran ich für sie denken musste…
Deswegen:
> was brauchst DU jetzt? Was wünschst Du Dir? Mit welchen Menschen möchtest Du zusammen sein? Was möchtest Du mit Deiner Zeit machen?

Denn Du lebst.

Deine spirituelle Ebene

Vielleicht hast Du nach dem Tod einer geliebten Person „große Fragen“ in Dir. Warum ist das passiert? Warum gerade jetzt? Was war der Plan dahinter?
Wenn es sich für Dich nicht stimmig anfühlt, dabei an Gott* zu glauben oder über sie nachzuspüren, dann möchte ich Dich ermutigen, Dir zu erlauben, die Welt durch deiner Kinderaugen zu sehen, zu spüren und zu fühlen. Umarme die Wonne, die damit einhergeht, wenn Du mit all Deinen Sinnen Deine Umwelt wieder wahrnimmst. Du wirst Dich wiederfinden, die Essenz und die Seele der Welt mit Deiner Seele wieder neu zu entdecken.
Ich möchte Dich zu einigen spirituellen Möglichkeiten inspirieren:
> kreiere einen Trauer-Platz. Gestalte ihn nach Deinen Vorstellungen. Er kann in einem Raum oder draußen in der Natur sein.
> weine in die Erde. Grabe eine Kuhle, in die Du Dein Gesicht legen kannst und weine in Mutter Erde. Dabei darfst Du Deine Trauer fließen lassen
> schreibe für die verstorbene Person ein Gebet oder eine Affirmation
> traue Dich, zu lieben.
Ich weiß, der Tod ist auch deswegen so schmerzhaft, weil wir die Liebe glauben zu verlieren. Aber wenn Du Dich umsiehst kannst Du wahrnehmen, wie viel Liebe Du empfängst und auch geben kannst.

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