Dünn gleich fit? Welche Faktoren viel wichtiger sind

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Viele Menschen stellen sich die Frage, ob dünn sein gleichbedeutend mit fit und gesund sein ist. Sie nehmen ab, mit dem Gedanken, dass sie damit ihrer Gesundheit etwas Gutes tun. Und auch die mentale Gesundheit soll sich verbessern, wenn wir dünn sind. Denn schlank sein bedeutet irgendwie “mehr wert” und “erfolgreich” sein. Eine Frau, die dünn ist, ist eine Frau, die “etwas durchzieht” oder “sich abgrenzt”.
Diese Annahme, dass ein schlanker Körper automatisch Gesundheit bedeutet, ist tief in unserer Gesellschaft verankert. Doch Studien zeigen, dass dies ein Trugschluss sein kann. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Beziehung zwischen Körpergewicht, Fitness und Gesundheit. Spoiler: Dünn zu sein ist nicht immer gleichbedeutend mit gesund zu sein, und dick zu sein bedeutet nicht zwangsläufig, ungesund zu sein.

Der Denkfehler: Warum dünn nicht immer gesund ist

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Menschen mit niedrigem Körpergewicht automatisch gesund sind. Dabei vernachlässigen viele, dass „dünn sein“ keine Garantie für gesundheitliche Stabilität bedeutet. Studien belegen, dass auch Menschen mit einem vermeintlich gesunden BMI gesundheitliche Probleme haben können.

Eine im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlichte Studie zeigt, dass Menschen, die als „normalgewichtig“ eingestuft werden, aber einen ungesunden Stoffwechsel haben, genauso gefährdet sind für Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Menschen mit höherem Gewicht​(ScienceDaily). Besonders Menschen mit wenig Muskelmasse und hohem Fettanteil (auch als „Skinny Fat“ bekannt) haben ein erhöhtes Risiko für Stoffwechselerkrankungen, wie eine Studie auf ScienceDaily verdeutlicht​(Oxford Academic).

Das bedeutet: Es reicht nicht aus, auf die Zahl auf der Waage zu schauen. Viel wichtiger sind Faktoren wie Muskelmasse, körperliche Fitness und die allgemeine Lebensweise.

Hinzu kommt, dass der BMI ungeeignet ist, um die Gesundheit einzustufen: der BMI errechnet sich indem man das Körpergewicht in KG durch die Größe in Metern zum Quadrat nimmt. Muskeln sind aber beispielsweise schwerer als Körperfett. Und auch nicht jedes Fett ist gleich. Mittlerweile weiß man, dass es mindestens 4 Arten Körperfett gibt! Das bedeutet, dass der BMI eine Orientierung, aber kein Maß sein kann. Hinzu kommt, dass der BMI (body mass index) sexistisch und rassistisch ist. Warum? Der BMI wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von dem belgischen Statistiker Adolphe Quetelet aufgestellt und bezieht sich ausschließlich weiße CIS-Männer.

eine schwarze Frau mit Körperfett trainiert mit Gewichten dazu muss sie nicht dünn sein um fit zu sein

Wie wichtig ist der Blutzuckerspiegel und was sagen Studien dazu?

Blutzuckerspiegel und Stoffwechsel spielen eine zentrale Rolle, wenn es um Gesundheit geht – unabhängig vom Körpergewicht. Studien zeigen, dass ein stabiler Blutzuckerspiegel dabei helfen kann, Stoffwechselerkrankungen vorzubeugen, selbst bei Menschen mit sogenanntem Übergewicht. Dies widerlegt die Annahme, dass nur übergewichtige Menschen Gefahr laufen, Probleme mit dem Blutzucker zu haben.

In einer aktuellen Studie aus dem Jahr 2021 wurde festgestellt, dass adipöse Personen, die metabolisch gesund sind – also stabile Blutzuckerwerte, geringe Entzündungsmarker und gute Insulinwerte aufweisen – ein ähnlich geringes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben wie ihre schlanken, gesunden Mitmenschen1​. 

Dies zeigt deutlich: Solange der Stoffwechsel gesund bleibt, ist Übergewicht kein direkter Indikator für gesundheitliche Probleme.

Hormone und ihre Rolle bei der Gesundheit

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Einfluss von Hormonen auf Gesundheit und Gewicht. Besonders bei Frauen über 40 spielt die hormonelle Veränderung eine große Rolle, was oft nicht ausreichend berücksichtigt wird. Es wird auch nicht ausreichend untersucht. Viele Frauen in dieser Altersgruppe leiden unter Hormonstörungen, die nicht unbedingt mit dem Körpergewicht in Zusammenhang stehen, sondern vielmehr mit anderen Faktoren wie Stress, Ernährung und Bewegung. Der Druck, immer einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen, macht es dabei nicht einfacher! Ganz im Gegenteil. Viele Frauen beschreiben eine neue Art von Stress: der Stress, sich effizient sportlich zu betätigen und wirklich gesund zu ernähren.

Hinzu kommt, dass viele Frauen während der Periode Sport vermeiden oder während der Wechseljahre schwitzen und sich deswegen nicht trauen, ins Fitnessstudio zu gehen. Dabei hilft besonders Krafttraining gegen Periodenschmerzen und die Hormone in Balance zu bringen!

Eine Studie auf PubMed verdeutlicht, dass Frauen in der Menopause häufiger unter hormonellen Ungleichgewichten leiden, die das Risiko für Stoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes erhöhen – unabhängig davon, ob sie dünn oder dick sind​2. Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, den Körper ganzheitlich zu betrachten und nicht nur auf die äußerliche Erscheinung zu achten.

eine Frau über 40 hebt schwere Gewichte dünn gleich fit spielt keine Rolle, wenn die Hormone nicht stimmen

Was sagen die Zahlen: Mortalität und Körpergewicht

Interessanterweise zeigen Studien zur Mortalität, dass Menschen mit leichtem Übergewicht oft eine längere Lebenserwartung haben als sehr schlanke Personen. Dies wird als das „Adipositas-Paradoxon“ bezeichnet. Eine Studie der University of California zeigt, dass Menschen mit einem BMI von 25 bis 30 – also im Bereich des leichten Übergewichts – eine geringere Mortalität aufweisen als sehr dünne Menschen​3.

Warum ist das so? Vermutlich liegt es daran, dass Menschen mit etwas mehr Körperfett in der Lage sind, Krankheiten oder Stresssituationen besser zu überstehen.
Das macht Sinn, oder? Nehmen wir mal an, eine Person ohne Körperfett erkrankt und kann Nahrung nicht mehr gut verwerten. Eine Person mit mehr Körperfett hat bessere Chancen, diese Phase zu überstehen und kann auf Reserven zurückgreifen. Denn dazu sind sie da!

Besonders bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigt sich, dass nicht allein das Gewicht entscheidend ist, sondern vielmehr die körperliche Fitness und das Vorhandensein von Muskelmasse.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Dünn sein schützt nicht immer

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Oft wird angenommen, dass schlanke Menschen weniger gefährdet sind. Doch auch hier zeigen Studien ein differenziertes Bild. Menschen mit einem niedrigen BMI, die jedoch ungesund leben (z.B. rauchen, wenig Bewegung, schlechter Schlaf), haben ein ebenso hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie übergewichtige Menschen.

Eine im European Heart Journal veröffentlichte Studie unterstreicht, dass die kardiovaskuläre Fitness ein viel stärkerer Indikator für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist als das Gewicht​4

Das bedeutet: Auch schlanke Menschen, die sich nicht regelmäßig bewegen oder unter Stress stehen, haben ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle.

Fazit: Körpergewicht ist nicht alles – Fitness zählt!

Zusammenfassend lässt sich sagen: Dein Körpergewicht allein gibt keinen Aufschluss darüber, wie gesund oder fit du wirklich bist. Studien zeigen deutlich, dass sowohl dünne als auch dicke Menschen ungesund sein können, abhängig von ihrem Lebensstil, ihrer Ernährung und ihrer körperlichen Fitness. Die Olympischen Spiele sind dazu ein sehr gutes Beispiel: die Athletinnen und Athleten haben unfassbar unterschiedliche Körper, je nachdem, welcher Sportart sie betreiben. Doch alle haben eines gemeinsam: sie ernähren sich gesund und bewegen sich ausreichend (zugegeben, wie das mit den Sport-Schützen, weiß ich nicht).

Es ist also wichtiger, auf regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und das allgemeine Wohlbefinden zu achten, als sich ausschließlich auf die Zahl auf der Waage zu konzentrieren.

Wenn dein Ziel ist, gesund und fit zu sein, solltest du also nicht einfach versuchen, Gewicht zu verlieren. Tatsächlich zeigen Langzeitstudien, dass Menschen, die eine Keto-, Low-Carb-, Reduktions- oder andere Art Diät gemacht haben und öfter wiederholen, ein höheres Risiko haben, früh zu sterben.

Das liegt unter anderem daran, dass JEDE Diät einen Mangel aufweist. Man bringt den Körper also in eine Unterernährung. Das wiederum verursacht Stress und einem Nährstoffmangel.

Wie ist es für dich? Womit verbindest du “dünn sein”? Lass uns in den Kommentaren quatschen!

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  1. ScienceDaily,Oxford Academic ↩︎
  2. Oxford Academic ↩︎
  3. ScienceDaily ↩︎
  4. ScienceDaily ↩︎
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